Darüber diskutierte der Pressesprecher des Westfälischen Amateur
Boxverbandes Michael Kleymann (Paderborn) am vegangenen Dienstag mit
Redakteuren des Westdeutschen Rundfunks. Er erlebt es als Box- und
Kickboxtrainer (im TV Jahn Bad-Lippspringe) täglich, daß schon Kinder und
besonders junge Erwachsene ihren Frust loswerden müssen. Das sind
oftmals solche, die in der Schule Probleme mit Lehrern und auch Mitschülern
haben, das sind immer wieder Kinder, die sich zuhause nicht verstanden
fühlen, das sind zunehmend arbeitslose Jugendliche, denen jede
Lebensperspektive fehlt.

Sport gilt generell als geeigneter Katalysator für solche Umstände.
Die körperliche Anstrengung, die Konzentration auf kurz- und mittelfristige
Ziele, die Dynamik der Bewegung läßt viele Ärgernisse zumindest für eine
Zeit in den Hintergrund treten – und die jungen Menschen finden eine
Atmosphäre, in der sie sich den Trainern auch mit persönlichen Problemen
anvertrauen.

Vier wichtige Ansätze ergaben sich aus dem rasch einberufenen
Pressegespräch:

  1. Die Erfahrung im schulischen Sportunterricht ist ein erster,
    wichtiger Ansatz auch für weitere sportliche Freizeitbeschäftigung.
    Die Schulen sollten zudem mehr Schülerfreizeit-Projekte zusammen
    mit den Sportvereinen anbieten, auch um den jungen Menschen zu
    zeigen, daß es noch etwas anderes als Videospiele gibt.
  2. Nicht immer sind die populären Mannschaftssportarten wie Fußball
    etc. geeignet, schwierige Charaktere zu befriedigen, weil auch dort
    wieder ein gewisser Gruppenzwang den Einzelnen abschrecken
    kann. Deshalb müssen auch Individualsportarten, wie es im
    Besonderen die Kampfsportarten sind, gefördert und angeboten
    werden.
  3. Die pädagogische, vor allem menschliche Qualität der Trainer
    muß zweifelsfrei hoch sein, darauf ist bei deren Ausbildung
    verstärkt zu achten. Mit etwas Wissen um Technik und Taktik
    allein ist es nicht getan, Menschenführung braucht Qualität.
  4. Kaum eine Sportart setzt so strenge Maßstäbe an Sportler und
    Trainer wie Boxen und auch Kickboxen. Und die meisten
    Box-Vereine haben eine solide Erfahrung mit Schülerfreizeiten,
    Jugendarbeit und jungen Sportlern, die sich den fairen
    Kampfregeln sehr individuell mit großer Disziplin und Respekt
    vor dem Gegner unterwerfen. "Das Leben offenbart sich im
    Boxen in seiner ursprünglichsten Form" hat das Boxidol
    Max Schmeling einst behauptet.

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Vor dem Hintetgrund der Ereignisse in Emsdetten bekommen
Schülerfreizeiten – wie hier im Boxsport – besondere Bedeutung

Sport ist ein wichtiger Puffer – Pressegespräch mit einem Boxtrainer